Wirksamkeit von Beratung und die Systeme des VSMs


In welchem der fünf Systeme des Viable System Model können Berater am besten wirken?

Diese Frage stellte mir Conny Dethloff im Rahmen einer Blogparade, welche nur so vor Komplexität strotzt:

Welchen Mehrwert bringen externe Berater für den Wandel in Unternehmen?

Da ich mich in die bereits erschienen Posts einreihen darf fällt es mir leicht in die Parade einzusteigen. Denn sowohl die Beiträge von Ralf WestphalPeter Addor wie auch Olaf Hinz ermöglichen es mir einfach Position zu beziehen (zumindest für den jetzigen Moment, bis mir eine bessere Antwort einfällt), da ich den Beiträgen grundsätzlich zustimme. In diesem Zusammenhang möchte ich den interessanten Post von Ardalan Ibrahim ergänzend einfügen, da er ein wesentliches Momentum anspricht: Die Binsenweisheit-artige Erkenntnis, dass Veränderung immer beim Individuum bzw. Subjekt anfängt und demzufolge die “Reichweite” eines Beraters per se begrenzt ist. Eine prozessorientierte Beratung integriert dieses Wissen und versteht sich als Impulsgeber, der Denkhilfe zur Selbsthilfe vermittelt. Den entscheidenden Schritt kann der beratene Mensch nur selber gehen. Platt formuliert: Mut kann man sich immer noch nicht kaufen.

Somit bin ich davon überzeugt, dass ein externer Berater wertvolle Informationen über “die Situation” liefern kann, wenn:

  • Der Berater tatsächlich einen Blick von Außen bietet und Wirkgefüge identifiziert, derer ich mir selbst nicht gewahr bin und evtl. niemals von Innen gewahr werden kann. Diese Impulse bzw. Denkwerkzeug-Interventionen können in der Folge weitere Erkenntnisprozesse auslösen, da ich nach dem Begreifen eines Grundprinzips dies als “Experte für meinen Kontext” selber am besten auf aktuelle Aufgaben und Probleme transferieren kann – ich lerne etwas, sodass sich mein Handlungsspielraum – sprich die Varietät erhöht,
  • die Handlungsempfehlungen in der “aktuellen Situation” für den Beratenen anwendbar sind und zu den gewünschten Ergebnissen führen, sodass eine vertrauensvolle Basis entsteht,
  • sich eine sympathische Verbindung zwischen Beratenen und Berater etabliert, die von einer Mischung aus ernsthafter Reflexion und Humor getragen wird. Das wiedergewinnen von “Leichtigkeit” erscheint mir wesentlich für eine erfolgreiche Beratung.

Was heisst das für die Beratung und das VSM?

Zunächst einmal erscheint es mir unmöglich die Frage nach der Wirksamkeit der Beratung für ein bestimmtes System zu beantworten. Es kommt natürlich auf das spezifische Problem an. Wenn es Probleme mit der Wertschöpfung gibt, z.B. die Produkt- oder Service-Qualität betreffend, so wäre es naheliegend bei den 1er Systemen zu beginnen und von dort aus zu untersuchen, welche Methoden und Ressourcen zur Verfügung stehen. Daraus könnte hervorgehen, dass die Versorgung mit Ressourcen gar nicht das Problem darstellt, sondern das eine ungenügende Autonomie in der Planung der Standardprozesse (System 2) die Ursache für die Qualitätsschwankungen ist. Es gibt also wie so oft in einem komplexen System verschiedene Neben- und Fernwirkungen, sodass es im VSM selten nur ein Problem zu lösen gibt, um ein einziges Ziel zu erreichen. Das VSM kann aber in diesem Zusammenhang sehr nützlich sein, um systematisch die “Fehlerquellen” und deren Wechselwirkungen zu erkennen.

 

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Vorschlag für einen VSM Diagnose Leitfaden

Die folgende Reihenfolge ist zugegebenermaßen immer noch relativ generisch, jedoch indiziert dieser Leitfaden hoffentlich die Denkweise, welche ich aus dem Modell ableite. Es sind zunächst eingrenzende Einstiegs-Fragestellungen, welche wie bereits oben geschrieben der Lokalisierung und Qualifizierung des Problems dienen sollen. Eine weitere Spezifizierung ist ohne konkrete Informationen nicht möglich, daher versuche ich es auch erst gar nicht 😉

 

VSM Beratung und Beratungsleitfaden

PDF Download: VSM Beratungsleitfaden

Abschließend: Welches System ist qua Natur wohl am offensten für Beratung?

Hier kommt meines Erachtens das System 4 in Betracht, welches als “Navigator” ohnehin permanent mit Fragen rund um den Kontext “Zukünfte” beschäftigt ist. Laut Stafford Beer wird sich ein lebensfähiges System dank der “Seher & Strategen” seiner selbst bewusst und somit in die Lage versetzt, Simulationen und Szenarien für das Gesamtsystem zu entwickeln. Sicherlich mag man einwenden das das System 5 als ultimative Autorität eine höhere Bedeutung hat und demzufolge die Beratung dort anzusetzen wäre – schließlich verantwortet das System 5 den Ethos und die Atmosphäre und hat damit einen sehr weitreichenden Einflussbereich.

Ich denke aber das eine Beratung wirkungsvoller ist, wenn durch einen externen Impuls das System 4 von Innen diesen an das System 5 weiterreicht. Klar ist: Ohne die berühmte Rückdeckung des System 5 wird ein System 4 niemals Veränderungen initiieren können. Aber genauso wenig wird die Umsetzung funktionieren, solange nicht auch die Innen & Jetzt-Systeme (1,2,3*,3) den Sinn einer Veränderung erfassen. Das System 4 erscheint mir daher als der beste Hebel, um durch einen beratenden Impuls von Außen eine Veränderung von Innen heraus zu bewirken.

 

 


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